hornhauterosion, -ulcus, -descemetocele
Die Hornhaut (Kornea) bildet gemeinsam mit der Lederhaut (Sklera) die Hülle des Auges und ist bei Hund und Katze ca. 0.5 mm dick (siehe Anatomie des Auges). Die Hornhaut ist aus 3 Schichten aufgebaut: die oberste Schichte der Hornhaut ist ein mehrschichtiges nicht-verhornendes Plattenepithel, die mittlere Schichte ist das Hornhautstroma (Hauptanteil). Die unterste Schichte ist die Descemetsche Membran mit einem einschichtigen Endothel.
Je nach Tiefe des Hornhautdefektes unterscheidet man:
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Hornhauterosion (sehr oberflächlicher Gewebsverlust)
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Stromaler Ulcus (mittlerer Gewebsverlust)
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Descemetocele (fast vollständiger Gewebsverlust - Gefahr der Perforation !)
Hornhauterosion (sichtbar
nach Fluoreszeinfärbung) |
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Hornhautulcus und Gefässreaktion |
Descemetocele (Gefahr der Perforation) |
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WAS IST EINE HORNHAUTEROSION ?
Eine Hornhauterosion ist ein oberflächlicher Gewebsverlust – genaugenommen fehlt lediglich das Hornhautepithel, das darunter liegende Hornhautstroma ist nicht betroffen.
WAS IST EIN HORNHAUTULCUS ?
Ein Hornhautulkus ist ein Gewebsabbau oder Gewebsverlust im Hornhautstroma.
WAS IST EINE DESCEMETOCELE ?
Die Descemetocele ist eine Sonderform des Hornhautulcus, wobei das Hornhautgewebe an der betroffenen Stelle bis auf die Descemetsche Membran vollständig abgebaut ist. Die Descemetsche Membran ist relativ elastisch, aber hauchdünn.
Wenn die Descemetsche Membran einreisst läuft das Auge aus.
Eine Descemetocele ist immer als Notfall zu betrachten und sollte umgehend operativ versorgt werden.
WIE ERKENNE ICH EINE HORNHAUTEROSION ?
Häufig zeigen die Tiere eine gerötete Bindehaut und eine Trübung der Hornhaut. Das Schmerzempfinden kann sehr unterschiedlich sein und das Auge wird mehr oder weniger zugekniffen.
Im Normalfall heilen oberflächliche Hornhautdefekte innerhalb weniger Tage ab; Kommt es jedoch nach 2-3 Wochen noch immer nicht zur Abheilung, so handelt es sich um eine Abheilungsstörung, deren Ursache abgeklärt und beseitigt/behandelt werden muss.
WIE ERKENNE ICH EINEN HORNHAUTULCUS ?
Symptome sind eine Rötung der Bindehaut und eine Trübung der Hornhaut. Das Ulcus stellt sich, je nach Tiefe, als eine mehr oder weniger tiefe kraterförmige Veränderung dar.
Ein Hornhautulcus kann – muss aber nicht – schmerzhaft sein: es gibt Hunde, die schon bei kleinen Hornhautdefekten das Auge fest zukneifen, während andere Hunde selbst bei grossen Defekten das Auge offen halten (v. a. brachyzephale Tiere, wie Pekinese, Mops, Shih Tzu, Perserkatze,...die Hornhaut dieser Tiere enthält weniger sensible Nervenfasern als die Hornhaut nicht-brachyzephaler Tiere).
WIE ERKENNE ICH EINE DESCEMETOCELE ?
Die Descemetocele ist die Folge eines anfangs oberflächlichen Hornhautulcus, das dann tiefer wird und schliesslich bis zur Descemetschen Membran reicht.
Klinisch erkennbar ist eine Descemetocele daran, dass in der Mitte und Tiefe des kraterförmigen Defektes eine klare Zone (= Descemetsche Membran) besteht, während rundherum die Hornhaut trüb ist.
Eine Descemetocele ist immer als Notfall zu betrachten, da die Gefahr der Perforation besteht, und muss operativ versorgt werden.
URSACHEN
Auslöser eines Hornhautdefektes ist meist eine mechanische Verletzung. Ulzerationen in der Hornhaut entstehen durch Enzyme (= Proteine), die für den Gewebsabbau verantwortlich sind. Solche Enzyme stammen einerseits von Entzündungszellen, abgestorbenen Hornhautzellen und andererseits von einigen Infektionserregern. Solche Enzyme sind notwendig im Rahmen der Immunantwort auf Infektionserreger und für den Heilungsprozess. Unter bestimmten Umständen werden jedoch zu viele dieser Enzyme produziert und es kommt zur fortschreitenden Gewebseinschmelzung.
FOLGEN
Da die Hornhaut nur 0.5 mm dick ist, kann es durch fortschreitende Gewebs-einschmelzung bis zur Perforation kommen. Eine Perforation der Hornhaut bedeutet, dass Flüssigkeit (Kammerwasser) aus dem Auge austritt und somit der innere Augendruck rapide abfällt. Als Folge davon kollabiert das Auge.
Dieser Prozess ist einerseits sehr schmerzhaft und führt andererseits zum Verlust des Sehvermögens, wenn die perforierte Hornhaut nicht umgehend operativ versorgt wird.
DIAGNOSE
Ein Hornhautdefekt wird mittels Fluoreszeintest und Spaltlampenbiomikroskop diagnostiziert.
THERAPIE
Je nach Tiefe des Hornhautdefektes kann mit lokalen Augentropfen oder –salben behandelt werden, oder es ist eine chirurgische Versorgung des Hornhautulcus bzw. der Descemetocele zur Stabilisierung der bereits sehr dünn gewordenen Hornhaut erforderlich.
PROGNOSE
Die Prognose ist bei oberflächlichen Hornhautdefekten sehr günstig - sie heilen ohne Narbenbildung ab. Auch tiefe Hornhautulzera heilen nach chirurgischer Versorgung in der Regel gut ab - es bleibt aber eine Hornhautnarbe zurück.
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